Kirche von Unten (KvU)
Kirchentag von Unten, 1987, der schnellste Film der Welt!
Im Juni 1987 im Normal-8-Format gedreht:
„Kirchentag von Unten“, Dirk Moldt
Die zapplig wirkende Anmutung war beabsichtigt
Die Kirche von Unten entstand 1987 mit der Androhung der Besetzung einer Kirche zu einem Kirchentag von Unten, damit Gruppen der Offenen Arbeit (Hippies und Punks) und thematisch arbeitende Gruppen der DDR-Opposition (Menschenrechte, Ökologie, 2/3-Welt) sich und ihre Anliegen gegen den staatskonformen offiziellen Kirchentag einbringen konnten.
Durch Zufall wurde das zur Besetzung vorgesehene Gelände uns von der Kirchenleitung zur Verfügung gestellt, so dass die bis dahin größte Manifestation der DDR-Opposition wie geplant und noch ohne Besetzung laufen konnte. Eine solche gab es jedoch im September 1988, als für eine Veranstaltung die Sophien-Kirche besetzt wurde.
In Westberlin tagten der Internationale Währungsfonds und die Weltbank, wichtige Akteure der ungerechten Behandlung der Länder der Dritten Welt. In Ostberlin, das sich als antikolonial bezeichnete, wurde den Teilnehmern des Kongresses ein kulturelles Angebot inklusive Übernachtung unterbreitet – gegen die Zahlung von Devisen. Dieser Skandal musste öffentlich gemacht werden. Im August 1989, wurde der inzwischen abgeschlossene Mietvertrag in der Elisabethgemeinde nach einem Protesttrommeln gegen das Massaker auf den Tian‘anmen-Platz in China wegen ruhestörenden Lärmes gekündigt.
Die KvU blieb bis 1992 als Besetzerin in den Räumen. Danach hatte sie gemietete Räume in der Kremmener Straße in Mitte. In diesen wurden die Verträge ab dem 1. Januar 2013 nicht verlängert, weil der Eigentümer lieber ein paar in Berlin so knappe Luxus-Wohnungen schaffen wollte. Trotz warmer Worte über die Wichtigkeit unserer Arbeit konnte oder wollte sich die Kommunalpolitik nicht gegen Gentrifizierung (und Eigentumsunrecht) so engagieren, dass wir im Kampf gegen den Immobilienhai von dieser Seite Unterstützung gespürt hätten. Natürlich gab es auch keine Ersatz-Räume. So wurde „der Mietgegenstand nicht zurückgegeben“, die KvU besetzt.
Teure juristische „Spielchen“ begannen, Protest wurde auf die Straße getragen und die Arbeit so gut es ging fortgesetzt, bis schließlich Anfang 2014 neue Räume in der Storkower Straße gefunden wurden. Aber dies bedeutete auch das Ende der bis bis dahin in der KvU aktiven Gruppe. Nicht alle konnten „KvU bleibt“ so auffassen, dass es für sie möglich war, in den kilometerweit entfernten neuen Räumen eine neue KvU aufzubauen.