Die Rigaer Straße 84, ein chaotisches Haus.
Die Rigaer Straße 84 wurde wie andere Häuser in Ostberlin besetzt und kurz später legalisiert. In dieser Zeit beherbergte es einen Schüler*innenladen, den Infoladen „Daneben“ und eine Kneipe. Anfang der 90iger Jahre spaltete sich das Haus in Seitenflügel, Frauenetage und Vorderhaus.
Ein mutmaßlich von Eigentümerseite gelegter Brand im Juli 1997 zerstörte den Großteil des Daches und führte zur baupolitischen Sperrung des Hauses.
Trotzdem zogen die Bewohner*innen kurze Zeit später wieder ein. Sie trotzten mehreren polizeilichen Räumungsversuchen sowie dem Abstellen der Strom- und Wasserversorgung. Nach einem zähen Ringen mit politischen Instanzen und dem Eigentümer wurde das Haus nach zwei Jahren wieder legalisiert.
Die Rigaer Straße 84 kann als chaotisches Haus beschrieben werden. Die 50 Bewohner*innen teilten sich drei Gemeinschaftsküchen und lediglich zwei bis drei Bäder. Das Haus fungierte als überregionaler und internationaler Anlaufpunkt für Leute, die das „Friedrichshainer Mekka der (Ex-)Hausbesetzerszene“ kennenlernen wollten. Regelmäßig beherbergte das Haus bis zu 50 Gäste und deren Haustiere.
In der Hauskneipe „Kontrollpunkt“ fanden neben dem Kneipenbetrieb, Konzerte und Partys statt. Mehrmals wöchentlich gab es in der „Volxküche“ preisgünstiges Essen zu wechselnden kulinarischen Standards. Nach Problemen mit dem Ordnungsamt wegen „Zweckentfremdung“ zog der Kontrollpunkt in den Keller um und im Veranstaltungsraum entstand eine Mischung aus VöKü-Café mit Bibliothek und das Videokino Beamer84.
Ein zweiter Brand 2007 beendete das Fortbestehen des Wohn- und Kulturprojektes in der Rigaer Straße 84. Die Vertragsinhaber*innen bekamen 84.000 Euro, welche größtenteils in einem Fond gesteckt wurden, wovon andere linke Projekte unterstützt wurden.