Künstlerische Aneignung der Berliner Mauer in der Mühlenstraße
Gleich im November 1989 schlug der Maler Manfred Butzmann bei einer Versammlung des Berliner Verbands Bildender Künstler vor, die Mauer auch im Osten zu bemalen und aus dem „Bauwerk der Unmenschlichkeit“ ein „Bauwerk gegen die Unmenschlichkeit“ zu machen. Die Bilder auf der Mauer am Potsdamer Platz wurden jedoch von den DDR-Grenzsoldaten überstrichen.
David Monty und Heike Stephan ließen sich davon nicht entmutigten und erhielten vom DDR-Ministerrat die Genehmigung, in der Mühlenstraße das Sperrelement „zur größten Galerie der Welt“ zu machen: Ab Februar 1990 brachten 118 Künstler*innen aus 21 Ländern ihre Bilder auf die einstige Grenzmauer. Sie kamen damit dem Versuch einer Agentur in die Quere, die Mauer in Friedrichshain als Werbefläche zu nutzen.
Die Eroberung der Mauer durch Kunst führte zu einem Bedeutungswandel: Die Mauer wurde zu einem Symbol für die friedliche Überwindung der DDR. Das steigerte ihren Wert. Mauerteile wurden in alle Welt verkauft. Die Kommerzialisierung machte auch vor der East Side Gallery nicht Halt. Sie sollte auf Welttournee gehen und versteigert werden. Doch vor ihrer Zerstörung wurde sie im November 1991 unter Denkmalschutz gestellt.
Trotzdem stand sie weiter zur Disposition, denn das Gelände am Wasser war attraktives Bauland. Eine Idee war, sie auf Pontons in die Spree zu setzen. Stattdessen wurde sie am originalen Standort erhalten, aber für Bauprojekte wurden Segmente entnommen und versetzt.