Besetzung der Stasi-Zentrale

Besetzung der MfS-Zentrale am 15. Januar 1990

Dezember 1989: Landesweit besetzten Menschen MfS-Zentralen und stoppten die Vernichtung von Akten. Mehrere tausend fanden sich am 15. Januar 1990 zu einer Kundgebung vor den Toren der MfS-Zentrale in der Normannen- und Ruschestraße ein und forderten die Öffnung der Tore. Bereits am Nachmittag verhandelten im Innern der Zentrale Vertreter der Bürgerkomitees mit der Generalstaatsanwaltschaft, mit Regierungsbeauftragten, mit der Volkspolizei und Mitarbeitern des Amts für nationale Sicherheit. Vereinbart wurde, dass letztere bis 15:00 Uhr das Gelände verlassen und die Volkspolizei die Sicherung des Komplexes übernehmen sollte. Als die Vertreter der Bürgerkomitees feststellten, dass der Zutritt der protestierenden Menschen vor dem Tor nur unter der Gefahr von Verletzungen zu verhindern war, gaben sie Anweisung, das Tor zu entriegeln.
Ermittlungen ergaben später, dass die Beschädigungen und Verwüstungen mit einer Schadenssumme von 10.000 Mark nicht von den Protestierenden ausging, sondern eine Inszenierung von MfS-Mitarbeitern war, um die Bürgerkomitees zu diskreditieren. Unter den Passanten befanden sich wahrscheinlich auch Vertreter ausländischer Geheimdienste.

ADN-ZB Zimmermann 15.1.90 Berlin: Demonstration- Das Neue Forum hatte zu einer Demonstration vor die ehemalige Zentrale des Amtes für Nationale Sicherheit in Lichtenberg aufgerufen. Die Mehrzahl der vielen Tausenden ließ sich zu einem Akt des Vandalismus hinreißen. Demonstranten stürmten den Gebäudekomplex, drangen in Büroräume ein und verwüsteten sie. Nach Augenzeugenberichten zerfledderten sie Unterlagen und warfen Mobiliar aus dem Fenster.

Vergeblich als Randalierer bezichtigt.
Die Besetzer der Ruschestraße kamen am 15. Januar 1990 in Räume, in denen bereits die Stasi gewütet hatte.
Foto: Bundesarchv Bild 183-1990-0115-034, Wiki Commons

 

Besetzung der MfS-Zentrale am 4. September 1990

Unter Druck der bundesdeutschen Verhandlungsführer wurden die Beschlüsse der Volkskammer über eine allgemeine Akteneinsicht und die Aufarbeitung des MfS-Unrechts, hinter der auch die Idee der Auflösung aller Geheimdienste stand, im Einigungsvertrag gestrichen. Ehemalige Mitarbeiter von Basisgruppen und Mitglieder des Bürgerkomitees besetzten nach Bekanntwerden dieser Pläne das Haus 7 der MfS-Zentrale und traten in den Hungerstreik: „Die Akten gehören uns!“, „Kein Abtransport nach Koblenz!“, „Kein Geheimdienst soll Einblick haben!“ Eine Mahnwache im Hof des Stasi-Komplexes unterstützte die Besetzer, deren Anliegen in der Bevölkerung populär war und von allen DDR-Parteien – auch von der SED-PDS begrüßt wurde.
Am 28. September, nach dramatischen Wochen, verließen Besetzerinnen und Besetzer die ehemalige Stasi-Zentrale. Im Einigungsvertrag wurde ein Beschluss zur Gründung eines Stasi-Unterlagengesetzes festgeschrieben.

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